Blumenopfer zu Ehren der Jungfrau

 

Ofrenda de Flores a la Virgen

 

(Fallas in Valencia – Teil 2)


Valencia liegt 350 Kilometer südlich von Barcelona. Sie ist die drittgrösste Stadt Spaniens und profitiert von einem besonderen Klima. 

In Valencia und überhaupt in der ganzen Levante-Region finden jedes Jahr vom 15 bis 19. März täglich Feiern, Umzüge und Wettbewerbe statt. Jeder Festtag beginnt bei Sonnenaufgang mit dem pyrothechinschen Weckruf „Despertà“. Die jungen Leute ziehen durch die Strassen, lassen Knallkörper explodieren und wecken so die Anwohner ihres Quartiers. Um 14.00 Uhr wird ein weiteres Feuerwerk, die sogenannte „Mascletà“, angezündet. Da werden eine Unmenge von Knallkörpern mit ihren Zündschnüren so miteinander verbunden, dass sie hintereinander oder in Gruppen zur Explosion gebracht werden. Das infernalische Schauspiel dauert jeweils nur wenige Minuten, aber der Rathausplatz in der Altstadt scheint dabei in die Luft zu fliegen, wenn in einem grossen Käfig in der Mitte des Platzes die Mascletas explodieren. Es geht um die "Kunst des Krachens" und ist für die Spanier gewissermassen eine Sinfonie. Der Ablauf von rhythmischen Heulern, farbigem Rauch und Explosionen der Knallkörper wird durch eine Jury bewertet und die Pyrotechniker ausgezeichnet. Zehntausende von Zuhörern und Zuschauern wohnen dem täglichen Spektakel bei und beklatschen voller Freude und Anerkennung die gelungenen Knallrhythmen.

 

 

 

Am 17. und 18. März feiert man in Valencia die „Ofrenda de Flores a la Virgen“, das Blumenopfer zu Ehren der heiligen Jungfrau, der Stadtpatronin von Valencia. Der Umzug beginnt an beiden Tagen nach der Mascletà und dauert ohne Unterbruch bis nach Mitternacht

 

 

 

.

 

 

Jährlich wird eine Fallera Mayor, eine „Fallas Königin“ ernannt. Die jungen Frauen der Region träumen davon, einmal diesen Titel zu tragen, denn er ist mit Ruhm und Ehre verbunden. Das Kleid für diese Königin wird aus besonderen Stoffen von Hand hergestellt und ist reich verziert. Entsprechend ist auch der Preis.

 

 

 

 

 

 

Frauen, Männer und Kinder tragen zu diesen Festlichkeiten ihre wunderschönen, traditionellen Trachten. Je nach Region und Stadtkreis herrscht rot, blau oder grün vor. Sie sind reich verziert mit Goldschmuck. Die Frauen haben wunderschöne mit Spangen, Klammern und Schleier geschmückte Frisuren. Die schweren Stoffe der reich verzierten Röcke, die gestrickten, feinen Baumwollstrümpfe mit Mustern und die bestickten Schuhe sind eine Augenweide.

 

 

 

 

Nach einem festgelegten Plan marschieren die festlich gekleideten Frauen, Männer und Kinder von den Aussenquartieren in die Innenstadt. Die endlos erscheinende Menge der Marschierenden wird von zahlreichen Musikkorps begleitet. Die Region Valencia hat eine grosse musikalische Tradition, die sich an Kirchen- und Volksfesten, insbesondere aber während den Fallas, manifestiert.

 

 

 

Die Falleras und Falleros werden von rund 300 Musikkapellen mit ca. 14'000 Musizierenden begleitet. Die Frauen tragen rote oder weisse Nelkensträusse im Arm und bringen dieses Blumenopfer (man spricht von 70 Tonnen) zur Kathedrale zu Ehren der „Virgen de los Desamparados“ (Jungfrau der Verlassenen).

Dort wird ein riesiges Standbild der heiligen Jungfrau mit den Nelkensträussen bestückt. Im Laufe der beiden Tage entsteht so nach genauen Vorgaben von Künstlern ein königlicher Mantel für die Heilige, die ihren Sohn Jesus im Arm hält. (Das Gerüst für die Figur ist 15 Meter hoch)

 

Bei diesen Umzügen sind auch schon ganz kleine Trachtenkinder mit dabei. Oft liegen sie schlafend in den Armen von Papa oder Mama. Die grösseren Kinder sind bereits in Vereinen organisiert und sind voller Eifer dabei. Durch die frühzeitige Einführung in diese Tradition sind sie Garant dafür, dass die Tradition der Fallas weiter lebt.

 

 

 

Text und Bilder von oph und SEE 02/2005