Elche – Palmsonntag und Alicante

Von Valencia aus haben wir nicht die Küstenstrasse, sondern die Strasse durch das Hinterland gewählt, um in die Region südlich von Alicante zu gelangen. Während die Küstenstrasse vorwiegend durch urbanisiertes Gebiet mit vielen Hochhäusern führt und daher wenig interessant ist, zeigt sich auf der Fahrt durch das Hinterland ein völlig anderes Bild. Waren um Valencia herum endlos ausgedehnte Orangenplantagen zu sehen, änderte sich das Bild völlig beim Aufstieg zu den Passübergängen auf rund 600 Metern Höhe über Meer. Die bisher vorwiegend rote Erde wird zusehends steiniger und ist beigefarbig. Es wachsen hier nur noch vereinzelte, vermutlich für den Privatgebrauch gepflanzte Orangenbäume, dafür sehen wir plötzlich viele Olivenhaine, falsche Akazienbäume, die herrlich gelb blühen, Granatäpfel Plantagen, Feigenbäume, Mandelbäume mit noch kleinen Früchten und auchblühende Pfirsich- oder Aprikosenbäume. Als nächsten Standplatz haben wir uns für den Camping International La Marina entschieden. Es ist ein grosser, gut organisierter, im Moment noch ruhiger Platz, der 900 Meter vom Meer entfernt liegt. Der Sandstrand ist schön und liegt jenseits eines grossen Dünenwalls, der dicht mit Bäumen und stachligem Unterholz bewachsen ist. Bei unserer Ankunft auf dem Campingplatz stossen wir auf eine grössere Ansammlung von „Snowbirds“, d.h. Camper aus nördlichen Ländern Europas, die im Herbst von zu Hause wegziehen und sich in der zweiten Märzhälfte wieder auf den Heimweg machen. Wir erleben, wie sich der Campingplatz innerhalb von zwei Tagen fast leert und dann über Nacht ein völlig neues Publikum einzieht: Die Osterferien stehen vor der Türe und daher ist der Platz jetzt gefüllt mit Familien aus Spanien, Kinderlachen und lauter Musik aus der Disco am Abend.

Unser Wunsch ist es, Elche zu besuchen. Vor Jahren sind wir mit dem Fahrrad durch die berühmten Palmenhaine gefahren und waren sehr beeindruckt. Da es keine gute Verbindung mit dem öV gibt, fahren wir mit dem Camper hin und haben entsprechend Probleme, in den engen Gassen durch den dichten Verkehr zu kommen. Nach langem Suchen finden wir dann den Park mit der Palme, die schon die Österreichische Kaiserin Sissi durch ihren besonderen Wuchs beeindruckte und daher zu ihren Ehren Palma Imperial heisst. In Elche gibt es aber auch zahlreiche Schuhfabriken und wir deckten uns in einem Fabrikladen ein. Nach den Erfahrungen mit dem Verkehr in Elche lassen wir uns am Palmsonntag per Taxi zur berühmten Prozession nach Elche fahren. Sehr viele Menschen kommen zu dieser Prozession mit künstlerisch geflochtenen Figuren aus gebleichten Palmblättern, die vom Priester gesegnet und dann zu Hause aufgestellt werden. Die Prozession wird begleitet von mehreren Musikgruppen. Höhepunkt der Prozession ist Jesus auf dem jungen Esel reitend Die Figur steht auf einem sogenannten Thron, der rund 2 Tonnen schwer ist. Er ist mit Palmblättern geschmückt und wird von 50 Personen (Costaleros) getragen. Die Männer und ein paar wenige junge Frauen gehen in kurzen, regelmässigen Schritten, so dass der Thron im Takt nach rechts und links schwankt. Ein Obmann überwacht diese Träger und gibt ihnen auch die nötigen Befehle zum Abstellen und nach einer kurzen Pause wieder Aufnehmen ihrer schweren Last. Ziel der Prozession ist die Basílika Santa María, wo Jesus von den Teilnehmern der Messe mit Applaus empfangen wird. Einen grossen Applaus haben allerdings auch die Träger verdient!

Die Palmsonntagsprozession ist in ganz Spanien der Auftakt für tägliche Prozessionen der Semana Santa. Sie sind zeitlich und vom Weg her genau definiert, denn an einem Tag zirkulieren bis zu vier verschiedene Bruderschaften mit ihrem Heiligenthron (el paso) in der Stadt und alle haben die Basílika als Ziel. Am Palmsonntag ist die Stimmung gelöst und die Teilnehmenden tragen vorwiegend weltliche Kleider. In Elche fällt uns auf, wie festlich alle Menschen gekleidet sind. Die Frauen vom Mädchen bis zur Seniorin sind zudem durchwegs gute Botschafterinnen der lokalen Schuhindustrie. In wunderschönen, teils hochhakigen Schuhen, die farblich immer zum Kleid passten, stöckelten sie mühelos daher. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Karfreitagsprozession In Valencia gefühlsmässig und in der Haltung der Gläubigen von der Prozession am Palmsonntag unterscheiden wird.

Von La Marina aus können wir problemlos mit dem öffentlichen Bus nach Alicante fahren. Wir stellen fest, dass sich das Hafengebiet seit unserem letzten Besuch mit sehr verändert hat. Es schaukeln grosse Yachten im Hafen und ein Nachbau eines historischen Frachters liegt vor Anker und könnte natürlich besichtigt werden. Wir ziehen es aber vor, auf der Esplanada de España zu flanieren, wo der Bodenbelag und die riesigen Bäume uns erneut faszinieren und wo noch immer die Pensionierten sich im Schatten der Bäume treffen, um miteinander zu plaudern oder zu lesen.