Die Kubanische Landwirtschaft nach 1989.
Entwicklung zur Permakultur


Bis 1989 lieferte die UDSSR Maschinen, Treibstoff und Chemie für eine hochindustrialisierte Landwirtschaft. Es wurden 90.000 Traktoren, viele schwere Maschinen für die Landwirtschaft und Unmengen an Chemie und Dünger aus Russland importiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kamen die kubanische Ökonomie und Landwirtschaft tüchtig ins Schleudern, denn die Treibstofflieferungen sanken auf die Hälft. Zucker, Tabak, Zitrusfrüchte usw. mussten zur Bezahlung der angehäuften Auslandschulden exportiert werden. Gleichzeitig importierte und importiert Kuba immer noch einen grossen Teil der Lebensmittel aus befreundeten Staaten.

Als Kuba in den frühen 1990er Jahren kein sowjetisches Öl mehr bekam, erlitt es eine gewaltige Ernährungskrise. Die Kubaner verloren in wenigen Jahren durchschnittlich 9 Kilo an Körpergewicht. Die Insel musste sich als „Niedrig-Energie-Gesellschaft“ neu erfinden. Statt Traktoren wurden/werden Ochsen und kräftige Landarbeiter eingesetzt. Da jeglicher Kunstdünger fehlt, führten Bio-Anbau und städtische Gemüsegärten zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Der Staat verpachtet gratis Land zur privaten Bewirtschaftung. Es entstanden biologisch geführte Kleinbetriebe und Gemüsegärten. Agronomen wurden an Universitäten in biologisch-dynamischer Landwirtschaft ausgebildet (Permakultur). Mit wenig Geld und ohne Maschinen gaben Menschen, Ochsen, Mikroben und Würmer dem Boden seine Gesundheit und Produktivität zurück. Die Erträge der Kleinbetriebe liegen durchwegs über denjenigen der noch existierenden grossen Staatsbetriebe, die weiterhin vorwiegend auf traditionelle Weise arbeiten (alte, schwere Traktoren und chemischer Dünger).

Kuba kann den Nahrungsmittelbedarf der eigenen Bevölkerung bei weitem nicht decken. Die Topographie und das Klima des Landes mit fruchtbarem Böden und fast überall genügend Süsswasser wären ideal für die Anlage von Gemüsegärten, Plantagen und die Viehzucht, sofern das lange brach liegende Gebiet sanft von seinem Gestrüpp und Bäumen befreit würde.

2008 lagen 51% des kultivierbaren Bodens brach. Zahlreiche bürokratische Hemmnisse der staatlich gelenkten Planwirtschaft und der allgegenwärtige Mangel an Ersatzteilen und Treibstoff machen den Landwirten das Leben schwer. Die durch Lebensmittelimporte gebundenen Devisen könnten bei einer eigenen und besseren Versorgung freigestellt werden. Durch Lockerungen der staatlichen Lenkung dürfte sich die Situation inzwischen etwas verbessert haben.

Weitere Informationen:

SF-Tagesschau 16.04.2011 --- > Kubanische Landwirtschaft
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=9b3c6897-8823-43f1-b2df-818b6d995871 

Bericht Green vom 19.08.2011 --- > Havanna Die Urban-Farming Metropole
http://www.love-green.de/blog/2011/08/havanna-die-urban-farming-metropole/#more-9205 

Kuba hatte keine andere Wahl, als seine Landwirtschaft nachhaltig und dezentral umzubauen.
oph und SEE 04/2012

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