Gewerbe

In einer vom Staat reglementierten Anzahl von Berufen gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit zur Selbständigkeit. Dieser Privatsektor soll bis 2015 auf mehr als 35% der Beschäftigten sowie 45% des BIP ausgeweitet werden. Diese Selbständigkeit wie auch die Wiedereinführung von privater Lohnarbeit soll nach dem Willen des Staates nicht als Rückschritt im Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft angesehen werden. Die Reformen sind ein wichtiger Bestandteil der sogenannten «Aktualisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells». Damit sollen offiziell drei Funktionen erfüllt werden: Arbeit für die entlassenen Staatsangestellten / bessere Güter- und Dienstleistungen / zusätzliche Steuereinnahmen generieren. Momentan wird die Ausgestaltung und Umsetzung der Reform den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen noch nicht gerecht.


Verkauf

Bauernmärkte, Strassenhändler und Verkäufer entlang der Autobahnen bieten ihre Produkte an und versorgen die Menschen mit Nahrungsmitteln wie Gemüse, Bohnen, Eier, Geflügel, Früchte usw. Diese selbständigen Kleinunternehmer bekommen vom Staat kostenlos Pachtland. Sie verkaufen ihre Produkte auf eigene Rechnung. Dazu benötigen sie eine staatliche Verkaufslizenz, die gegen Bezahlung erworben wird. Transportfahrzeuge und kreative Verkaufsstände werden aus Alteisen, Holz und Planen mit viel Fantasie selber zusammengebaut.

Rationierte Grundnahrungsmittel und gewisse Produkte des täglichen Bedarfs bezieht der Kubaner meistens mit der „Libreta de Abastecimiento“ (Rationen Heft) in den „bodegas“ (Staatsläden). Die kubanische Regierung legt Preise und Bezugsmenge (Reis / Öl / Tabak / Eier / Seife usw.) der rationierten Waren fest. Das Ministerium für Wirtschaft und Planung ist dem Militär unterstellt und verantwortlich für die Organisation der gerechten Verteilung.

Wegen Missernte sind 2012 keine Kartoffeln erhältlich. Somit leben die meisten Kubaner von Reis aus China. Bei einem Tagesbedarf von 150 g Reis pro Kopf benötigt Kuba täglich 1.710 t Reis. Dies entspricht einem Güterzug von 1 km Länge pro Tag. Pro Jahr ergibt dies einen Güterzug von Romanshorn bis Genf.

oph und SEE 04/2012

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