Hintergrund: Mein jüngster Sohn Michael durfte als Mitarbeiter der Orgelfirma Kuhn AG Männedorf an der Restaurierung der Matthaei-Orgel mitarbeiten. Ich selber habe darum den Einbau der Orgel in Obersaxen einen Tag lang beobachten können. Schon bei diesem Besuch war ich von der Arbeit der Spezialisten sehr beeindruckt. Ich liess mir daher das Einweihungskonzert dieser Orgel nicht entgehen.  

 

Weihe der Matthaei-Orgel in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Obersaxen Meierhof am 30. Okt. 2005 / gekürzte Ansprache von Ruedi Henny anlässlich der Einweihung dieser Orgel

 

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren 

Im Namen der Orgelkommission heisse ich Sie alle herzlich willkommen. Ich freue mich, mit ihnen den hundertsten Geburtstag unserer Pfarrkirche St. Peter und Paul und die festliche Einweihung der Matthaei-Orgel zu feiern. 

Die Frauen und Männer von Obersaxen sind geduldige Leute, denn sonst hätten Sie nicht so lange auf eine Orgel gewartet, die stilistisch und klanglich den Raum unserer Pfarrkirche so hervorragend auszufüllen vermag. Natürlich standen im Verlaufe der hundert Jahre in unserer Pfarrkirche schon andere Orgeln, aber keine entsprach der Grösse unserer Kirche und zum Teil waren sie mühsam zu spielen. Es gab Aussetzer und Heuler und man muss sie als Verlegenheitslösungen bezeichnen. Weil nach der Renovation der Kirche anfangs der 70er Jahre kein Geld mehr vorhanden war, musste man sich mit der sehr kleinen, ein-manualigen und 8 Register umfassenden Mayer-Orgel aus Alvaschein zufrieden geben. Der Ehrlichkeit halber sei jedoch gesagt, dass diese kleine mechanische Orgel während beinahe 35 Jahren den Dienst zur vollen Zufriedenheit unserer KirchgängerInnen und Kirchgänger getan hat. Nach einer Totalrevision hat sie nun in der Pfarrkirche von Stierva einen neuen Standort gefunden. 

Nach hundert Jahren ist es endlich gelungen, unsere Kirche mit jener Orgel auszustatten, die sie längst verdient hat. Erfreulich ist, dass die Matthaei-Orgel auf unserer Empore genügend Platz gefunden hat. Unter Beibehaltung der denkmalwürdigen Substanz hat unsere Pfarrkirche erstmals eine angemessene Orgel mit einem repräsentativen Zinnprospekt, der sich bestens in die bestehende Jugendstilarchitektur einfügt. 

Die Disposition der Orgel stammt von Karl Matthaei, geb. 1897, gest. 1960. Er war Direktor des Konservatoriums Winterthur und in der Ostschweiz ein bekannter Orgelexperte und Orgellehrer. Es stehen dem Organisten 28 Register zur Verfügung, verteilt auf zwei Manualen und Pedal mit vielseitigen und interessanten Spielkombinationen. Die Orgel entstand 1931 in der Blütezeit der Pneumatik und ist ein Werk der Orgelbau Kuhn AG in Männedorf. Sie wurde aus hervorragendem Material gefertigt. Klanglich ist sie der Romantik zu zuordnen, enthält aber auch barockisierende Register, so dass auf ihr Orgelliteratur vom Barock bis zur heutigen modernen Orgelmusik gespielt werden kann.

Selbst Skeptiker der pneumatischen Orgeln sind überrascht vom ausgezeichneten Klang, der guten Spielbarkeit und der stilistische Übereinstimmung mit unserer Kirche. Organisten, die sie vorher gespielt haben und am neuen Standort ausprobieren konnten, sind sich in der Beurteilung einig: Der Klang der Matthaei-Orgel hat durch die sorgfältige Revision und durch den fachgerechten Ab- und Aufbau durch die Orgelbau Kuhn AG und durch die ausgezeichnete Akustik von St. Peter und Paul stark gewonnen. 

Dieses Ziel war nur erreichbar durch das grosszügige Geschenk der Winterthurer Orgelfreunde, durch das Entgegenkommen der Christian Science Kirche in Winterthur und durch die grosszügige Unterstützung sowohl von unserer Bevölkerung und von Feriengästen. Die Orgelkommission dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz zu Gunsten der Matthaei-Orgel. Auch einen herzlichen Dank an alle, die zum gelingen der heutigen Feierlichkeiten beitragen. Vier Personen haben sich um die Matthaei-Orgel speziell verdient gemacht: Christian Fedrigo, Aktuar der Orgelfreunde Winterthur, Rudolf Meyer, Orgelexperte und Konzertorganist, Wolfgang Rehn, Orgelbau Kuhn AG und Dr. Hans Wegmann, ehemaliger Präsident der Winterthurer Orgelfreunde. 

Freuen wir uns nun gemeinsam über dieses klanglich einzigartige und historisch wertvolle Instrument. Tragen wir Sorge dazu. Dass gerade unsere Kirchgemeinde in den Besitz dieser aussergewöhnlichen Orgel gelangte, ist kein Zufall, vielmehr ist es „Göttliche Fügung“. Danken wir Gott für dieses Geschenk. Möge sie zur Ehre Gottes und zur Zufriedenheit der Menschen viele Jahre erklingen!

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